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Text: Götz Widmann. Balladen. Die Zwei Trauben.


es hingen einst zwei trauben
wie die turteltauben
ungestort an einem strang
ihr ganzes sommerleben lang
abends wenn die grillen sangen
packte die beiden ein verlangen
das es bei trauben sonst nicht gibt
sie waren unsterblich verliebt

er war ein dunkler warmer typ
das hatte sie an ihm so lieb
zur nachtigallensymphonie
sang er ganz leis allein fur sie
o du meine schone traube
glaub mir da? ich an dich nur glaube
du meine wunderschone braut
mit deiner zarten glatten haut

mein leben tauscht ich dafur ein
nur einmal eins mit dir zu sein
mein leben tauscht ich dafur ein
nur einmal eins mit dir zu sein

sie sprach ach ja das war so schon
nur wird es leider nie geschehn
anders als menschen oder affen
sind wir nicht dafur geschaffen
du bist nirgends lang und spitz
und ich hab nirgendwo nen schlitz
gott wollte uns das nicht erlauben
darum schuf er uns als trauben

vielleicht ham wir in nem andern leben
uns uns in sunde hingegeben
ohne sein heilges wort zu achten
und mussen hier jetzt dafur schmachten
wir wollten einst nicht an ihn glauben
darum sind wir jetzt nur trauben
wenigstens darf ich dich beruhrn
und dich ganz nah bei mir spurn

mein leben tauscht ich dafur ein
nur einmal eins mit dir zu sein
mein leben tauscht ich dafur ein
nur einmal eins mit dir zu sein

da kam ein junger bauersmann
hat lustlos seinen job getan
alle trauben abgerissen
und in seinen korb geschmissen
unsre beiden zarten su?en
zerplatzten unter seinen fu?en
um doch dann ganz kurz zu genie?en
sich ineinander zu ergie?en

das gluck in dem sie sich verloren
ist dann in einem fa? vergoren
immerhin die beiden starben
indem sie sich einander gaben
und ich sitz hier heut nacht allein
und trinke meinen roten wein
denk an die trauben an uns zwei
und sing ganz leis mein lied dabei

mein leben tauscht ich dafur ein
nur einmal eins mit dir zu sein
mein leben tauscht ich dafur ein
nur einmal eins mit dir zu sein
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