Text: Hildegard Knef. Other. Die Straßenbahn Linie 3.
Die Stra?enbahn Linie 3
fahrt langst nicht mehr
an unserem Haus vorbei
mal hin, mal her
Die Schienen in dem Asphalt
sind schon noch da
hallen in das Herz der alten Stadt
die sich so sehr verandert hat
wie ein Ring aus Eisen, rundrum fest
Wenn man mit Schwung daruber fahrt
hoppelt es ganz bemerkenswert
weil sie keiner demontieren lasst
An sich konnt's mir egal sein
ob sie noch rumfahrt oder nicht
die spiegelblanken Wagen
gaben der Stra?e ein Gesicht
Der Gegenstand, der Arger
wie laut sie war
kreischend kam sie um die Ecke
bremste auf der geraden Strecke
und hielt ganz genau vor unserer Tur
Wenn sie anfuhr klang ein Simmern
bis herauf zu unsern Zimmern
und das ganze fruh ab zehn nach vier
Die Stra?enbahn Linie 3
fahrt langst nicht mehr
sie kam vor zwei Jahren im Mai
aus dem Verkehr
Ich seh' noch die letzte Fahrt
mit viel Tam-tam
was nicht ganz niet- und nagelfest
auch wenn's sich nie gebrauchen lasst
wurde aus dem Inventar verkauft
Und die paar Schilder am Peron
oder die Glocke vom Waggon
wurden ganz zum Schluss fast noch geraubt
Die Stra?enbahn Linie 3
fahrt langst nicht mehr
an unserem Haus vorbei
mal hin, mal her
Der Bus den es dafur gibt
halt vorn am Eck
keiner springt auf ein Trittbrett auf
hinter ihm her im Dauerlauf
weil man es beim Bus nun mal nicht kann
Keiner mehr der die Weichen stellt
oder mal auf ein Winken halt
das gab's bei der alten Stra?enbahn.
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Hildegard Knef