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Text: Hildegard Knef. Anderthalb Millionen.

Anderthalb Millionen
wohnen in der Stadt,
die so laute Stra?en
und kalte Hauser hat.
Anderthalb Millionen,
Menschen gro? und klein
und dennoch ist ein jeder mittendrin allein!

Anderthalb Millionen,
die sind nummeriert,
nach Beruf und Namen
in Ordnern registriert.
Anderthalb Millionen
sind fur ihre Stadt
die Masse, die die Stadt einmal geschaffen hat.

Sie jagen unaufhorlich,
angeschnallt auf Sitzen,
und merken es schon selbst nicht mehr.
Die Vorfahrt, die sie haben,
sie endet fur sie alle
irgendwann im Kreisverkehr!

Anderthalb Millionen
leben auf der Flucht,
immerfort getrieben
vor Angst und Eifersucht.
Anderthalb Millionen
leben vor sich hin
und warten lebenslanglich auf den Hauptgewinn!

Doch zwischen grauen Mauern
sieht man ein paar Blumen
mit letzter Kraft
verzweifelt bluh'n!
Die Alten sitzen mude
im Park auf ihren Banken
und schauen auf das matte Grun!

Anderthalb Millionen
lauern Tag und Nacht,
dass mal irgendeiner
nur eine Dummheit macht.
Dann beginnt das Qualen,
man lasst ihn nicht in Ruh'
und anderthalb Millionen
schauen dabei zu!
Hildegard Knef