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Text: Reinhard Mey. An Meine Alte Jacke.

Jeder hat nun mal seine Macke, und meine erkenn' ich daran, da? ich mich von der alten Jacke Nun eben mal nicht trennen kann. Sie ist schon schabig, keine Frage, Sie war nie ein kostbares Stuck, Doch mir bringt sie, wenn ich sie trage, So manche Erinn'rung zuruck. Vor Jahren hab' ich diese Beute im Ausverkauf niedergestreckt. Und von diesem Tag an bis heute, hab' ich immer gerne dringesteckt.

Was haben wir zwei nicht zusammen in dieser Zeit alles erlebt, und um alle Kratzer und Schrammen, ist eine Geschichte gewebt. Sie war dabei als meine Schone zum ersten Mal vor mir stand. Ich wei?, es verschlug mir die Tone, und dazu gehort allerhand! Und spater, als ich Etikette und die Welt rings um uns zwei verga?, da wurde sie fur uns zum Bette, inmitten von Blumen und Gras.

Ich trug sie in guten Stunden, und wenn ich das Spiel verlor, sie hat sich fur mich zerschunden und warmte mich, wenn ich fror. Ich stand mit ihr im kalten Regen und zwischen Smokings ganz allein, in ihr schlug mir Beifall entgegen, in ihr schlief ich todmude ein. Ich hab', und das ist nicht geschwindelt, wenn immer Not am Manne war, auf ihr auch zwei Sohne gewindelt, das macht ihren Wert unschatzbar!

Und werden Altkleider gesammelt, dann seh' ich sie abschatzend an: Die Jacke ist langst so vergammelt, da? man sie nicht verschenken kann. Ich hab' im Schrank eine fast neue, die geb' ich dafur gerne her. Dank dieser List, du alte treue, rette ich dich einmal mehr! Es hat halt jeder seine Macke, und meine erkenn' ich daran, da? ich mich von der alten Jacke nun eben mal nicht trennen kann.